Rezension: „Jeder bekommt den Partner, den er verdient – ob er will oder nicht, von
Hermann Meyer.
Der Autor attestiert der Gesellschaft eine Kollektivneurose und dem einzelnen mangelnde Persönlichkeitsentwicklungsfähigkeit. Alles richtig!
Darüber unzufriedenen und darunter leidenden Zeitgenossen ruft er jedoch a la Hollywood sinngemäß zu: „Du willst ein Wunder? Sei selbst das Wunder!“ - ohne zu sagen, wie man selbst das Wunder werden kann, außer, wie von einem Psychologen nicht anders zu erwarten, dem Vorschlag, sich in Therapie zu begeben. Obwohl von Freud bekannt ist, dass er keinen einzigen seiner Patienten geheilt hat. Das verschweigt Hermann Meyer.
Davon abgesehen ist das Buch sehr informativ, denn der Autor beschreibt bis ins Detail den Zustand der Kollektivneurose, in der wir uns alle befinden. Und das in verständlicher, sogar pointierter Sprache. Seitenweise kann gelacht werden über die beschriebenen Typen mit ihren Macken (Projektionen). Das Buch hat durchaus Unterhaltungswert und ist schon deshalb lesenswert.
Seine Diagnose für die Leidenden: 'Ihr seid unfähig, entwickelt euch gefälligst weiter, dann vergeht auch euer Leiden', zeugt jedoch vom Dilemma der Psychologie, die ja selbst in der Kollektivneurose steckt und deshalb blind für den Widerspruch zwischen Leistungs- und Lustprinzip in unserer Gesellschaft ist. Davon zeugen auch die im Buch versteckten Seitenhiebe auf Esoterik und Religion. Da ist man nach der Lektüre des Buches glatt versucht, allen derart 'betriebsblinden' Psychologen im Sinne Hermann Meyer's zurufen: Ihr seid unfähig, entwickelt euch gefälligst weiter.
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